Schöne neue Kundenservice Welt – Über die Frühjahrstagung des CCV
Launige Worte zum Einstieg: Neulich durfte ich die Frühjahrstagung des Deutschen Call Center Verbandes zunächst intellektuell in Schwung bringen und danach moderieren. Ist ja eigentlich ne dusselige Idee: Zunächst anheizen und dann mässigen ("Moderieren" heisst halt "Mässigen"). Anyway: Die vielsagendste Anekdote zum Thema Kundenservice gab es zu
Beginn des zweiten Tages: „Neulich war bei der Bahn das Klo kaputt. Daran hing
ein Zettel „Toilette defekt. Bitte melden Sie Sich beim Servicepersonal“ . Ich
bin dann zum Servicepersonal „Ich soll mich bei Ihnen melden, die Toilette ist
defekt.“ „Ja, dann haben Sie Anspruch auf einen Gutschein für ein kaltes oder
warmes Getränk“.“ HAH! DAS ist Empathie, oder?
Denn es ist die Aufgabe von Mitarbeitern im Kundenservice
und Verkauf, sich in die Kunden hineinzufühlen, Ihre Probleme ernst zu nehmen
und zu lösen. Und genau davon berichten
die Referenten ja auch alle. Sei es bei der Personalauswahl, wo es darum geht,
die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen, sei es beim Training, wo man anhand der
Theorie von Marshall Rosenberg erklären und üben kann, WAS Empathie überhaupt
ist oder bei der Überlegung, wie das ideale Kundenerlebnis überhaupt aussehen
sollte. Dabei ist nicht nur die gewünschte Zielgefühlswelt des Kunden wichtig,
sondern auch, dass man als Unternehmen eine Übersicht über die damit
verbundenen Touchpoints erhält. Ruft der Kunde bspw. bereits vor dem Kauf bei
uns an, um Fragen beantwortet zu bekommen oder bestellt er Informationsmaterial
im Internet? Hat er Schwierigkeiten bei der Installation und Inbetriebnahme und
braucht telefonische Hilfe oder Unterstützung per email? Oder ist ein Produkt kaputt gegangen oder ein
Service nicht verfügbar und der Kunde meldet sich deswegen? Nur über die Kenntnis der Antworten auf diese
Fragen wird die Rolle, die das Call
Center in der Kundenbeziehung zukünftig spielen soll überhaupt klar.
Und eben genau darum geht es bei der Frühjahrstagung des CCV in Berlin: Empathie und
Kundenorientierung.

Wichtig dabei ist, dass man diesen Wandel hin zu
empathischen und gleichzeitig professionellem Kundenservice strategisch
vorbereitet. Die Rolle, die der Touchpoint Call Center spielen soll muss
definiert sein, da man nur so zu für den Kunden hochwertigen Gesprächen kommt.
Für reine Bestelldienstleistungen beispielsweise ist das Call Center der
Zukunft sicher zu teuer. Unternehmen wie Nespresso sind auch in diesem
Zusammenhang sicher gute Vorbilder. Denn (und da muss man sich nichts
vormachen) gerade im Zeitalter von Social Media geht es darum vom Kunden für
den Kundenservice ein „gefällt mir“ zu bekommen. Eine Weiterempfehlung also an
sein Netzwerk.
Doch was muss das Unternehmen für solche Weiterempfehlungen leisten?
Sicher ist es
bspw. genauso teuer Mitarbeiter einen Service via Twitter oder Facebook leisten
zu lassen, wie am Telefon. Nur: Es sehen viel mehr Menschen und das
Service-Image der Unternehmung verändert sich. Dazu ist es notwendig alle
Servicetouchpoints in die Call Center Architektur zu integrieren. Eine
automatische Verteilung der Arbeit nach einem zentralen Regelwerk, basierend auf den unterschiedlichen Skills
der Agenten ist dabei unerlässlich. Dabei ist es dann auch unerheblich, wo der
Agent physisch sitzt und ob die Technologie des Centers vielleicht sogar in der
Cloud gehostet wird. Wichtig ist, dass
der Agent empathisch den Service erbringt, den der Kunde will. Und dafür muss er
oder sie sich eben wohl fühlen und gut ausgebildet sein. Das wird sicher mehr
kosten als heute, aber in Bezug auf
Differenzierung und Weiterempfehlungen wird es eben auch mehr bringen. Und das hat diese Frühjahrstagung gezeigt.
Schöne neue Kundenservice Welt.
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