MTP ist jetzt auch schon 30, braucht es Upcycling?

Launige Worte zum Einstieg: Übler Rückfall, ganz übler Rückfall!


MTP wird 30. Glückwunsch!
Nach 13 Jahren hab ich mal wieder aufgemacht, etwas mit meiner ehemaligen Studenteninitiative "Marketing zwischen Theorie und Praxis", kurz MTP zu unternehmen. Der Verein ist die grösste Marketing Studenteninitiative Deutschlands, versteht sich selbst als das größte generationsübergreifende Netzwerk aus Studenten, Professionals, Unternehmen und Wissenschaft zum Thema Marketing. Dafür engagieren sich an 17 Hochschulstandorten und in 17 Alumni-Clubs rund 2600 Mitglieder ehrenamtlich. Und das ist und bleibt offenbar spannend.


Geplant war ein Marketing-Kongress zum Thema "Massen bewegen" inkl. Parties. Oder eine Party zum Thema "Massen bewegen" inkl. Kongress. So ganz war mir die Ausgangssituation nicht klar. Die Anzeige dafür, fand sich aber auf der dritten Umschlagseite meines momentanen Lieblingsmagazins "Business Punk". Daher musste das ganze zum Thema "Work hard, play hard" wohl auch eine gewisse Grundbedeutung haben.  Da die Organisation mich aber wohl eher auf der inhaltlichen Ebene eingeordnet hatte (DANKE!) durfte ich für die Alumni des Vereins einen Social Media Workshop abhalten. Und das im Düsseldorfer Sitz von Ernst &Young in der 23. Etage. Das macht Spass. By the way, tolle Teilnehmer, von COBRA, Druck und Werte, EverEarth Europe (die noch keine Website haben, dafür aber einen eigenen Wald in China und Bambusspielzeug machen) und 3M (die eine Website haben und dafür aber auch alles andere als nachhaltiges Kinderspielzeug aus China herstellen, bspw. PostIts). Danke für die tollen Diskussionen an dem Tag. Danach wurd es aber wichtig, denn dann kamen


Die Vorträge von Bernhard Bahners von Radio.de und Tom Szaky von terracycle
... und die durfte ich dann auch noch moderieren. Und beide hab ich doch unterschätzt. Mit mehr als einer Million Unique Visitors im Monat ist radio.de die größte Radio-Website in Deutschland (gemäß IVW 03/2010). Mehr als 4.000 deutsche und internationale Sender, Webradios und Podcasts sind mit radio.de überall einfach hörbar. Bernhard Bahners, Gründer und CEO von radio.de erzählte uns die Erfolgsgeschichte. Video killed the radio star und social media belebt ihn wieder, könnte man das zusammenfassen. Und die Erfolgsgeschichte wird mit den neuen Märkten Österreich und Frankreich auch international. Das Schöne daran ist, dass man recht unspezifisch nach den eigenen Vorlieben und der Musik suchen kann, die grad zur momentanen Stimmung passt, ohne selbst bspw. genaue Songs oder Playlisten definieren zu müssen. Toller Vortrag, coole Idee und geniale iPad/iPhone App!


Und der zweite Vortrag hat mich dann doch schlicht aus den Socken gehauen und es brauchte ein wenig  Selbstüberwindung, das nicht allzu öffentlich zutage treten zu lassen. Tom Szaky, CEO von Terracycle, hielt seinen ersten Vorschlag in Deutschland. Ok, wenn ich mich vorher etwas mit der Materie beschäftigt hätte, vorbereitet gewesen wäre oder auch nur etwas weniger entspannt, hätte mir klar sein MÜSSEN, dass das ein Highlight ist. Aber was für eins. Etwa ein halbes Jahr zuvor hatte mich Hendrikje aus dem Organisationsteam des Kongresses gefragt: "Wir können Tom Szaky von terracycle als Keynote-Speaker kriegen, kennst Du den? Bringst das was?" Ich hatte zurückgefragt: "Was machen die denn?" "Bauen wohl coole Taschen aus Müll." "Klingt unterhaltsam". Dass Tom 2006 zum "CEO Nr. 1 unter 30" gewählt wurde (VOR facebook Gründer Marc Zuckerberg) hätte man also wissen können. Und dann kommt er daher, 29 Jahre alt, irgendwie grundsympathisch und erzählt die Geschichte von terracycle:


Allein in den USA sammeln inzwischen fast 12,5 Millionen Menschen Müll für Terracycle, fast zwei Milliarden Verpackungen wurden bislang verarbeitet. Schulen, Büros und Privatleute schicken Chipstüten, Getränkepackungen, Tuben und andere, nicht recyclingfähige Materialien nach New Jersey. Dort entwickelt ein Team aus Wissenschaftlern und Designern aus dem Müll Prototypen für neue Produkte wie Handtaschen, Ordner, Mülltonnen oder Toilettensitze, die dann von Partnerunternehmen hergestellt werden.


Die kaufen den Abfall von Terracycle als Rohstoff und zahlen eine Lizenzgebühr für die Nutzung des Logos. "Müll bietet niemand anderes an", so Szaky. Und noch etwas ist besonders: Als Anreiz erhalten alle Sammler einen geringen Geldbetrag für die eingeschickten Materialien, den sie spenden können. So kamen in den USA allein im vergangenen Jahr für das Capri-Sun-Programm rund 1 Mio. Dollar zusammen.
Dass Szaky trotzdem Geschäftsmann und Chef von rund 100 Mitarbeitern ist, sieht man ihm nicht auf den ersten Blick an. Alles erinnert ein bisschen daran, dass er dem College gerade erst entwachsen ist. Seine Firma ist aber längst mehr als ein Studentenprojekt: Über 13 Mio. Dollar Umsatz machte Terracycle im vergangenen Jahr, 2011 sollen es 20 Mio. Dollar werden. Seit 2009 kommt das Unternehmen ohne Risikokapital aus, und im vergangenen Jahr schrieb es erstmals Gewinn. Noch ist der mit 150.000 Dollar zwar bescheiden - 2011 sollen es aber schon 500.000 bis 1 Mio. Dollar sein.

Und während seines Vortrags frag ich mich die ganze Zeit: "Was (zum Geier) soll ich anschliessend mit ihm reden, die Story lässt ja kaum Fragen offen." Aber, von Gottschalk lernen, heisst zumindest mit Stil untergehen. Also schnell eine Tüte Goldbären aufgegessen und den Müllgott dazu befragt, was mann denn mit dieser leeren Tüte machen sollte. Das erzählt er mir dann auch recht ausführlich. Also etwa 10 Minuten lang. Aus dem Stehgreif. Was das für eine Tüte sein, woraus die bestehe, warum das ideal sei und welche Bedeutung der Falz oben und unten in der Herstellung und für die Verwertung habe. Was man draus machen könnte, was man noch draus machen könnte und was das beste sei. Ich bin wirklich tief beeindruckt. terracycle ist definitiv ein Unternehmen, was man sich merken muss. Und wer jemals die Gelegenheit hat, einen Vortrag von Tom Szaky zu hören, sollte die nutzen.






Der Rest der Veranstaltung ist Legende:

Feiern in Düsseldorfs Nachtresidenz, Vereinsversammlung mit 450 Personen an der Uni, Abschlussparty in den Rheinterassen mit der L`Oréal Beauty Crew. Und gegen 3 Uhr nachts drückt mir ein 22jähriger MTP-Student eine "Beautycard"  in die Hand und sagt:  "Ruf mich an, wenn Du ein Praktikum brauchst." Ein schöner Tag...


      

Kommentare

Michael Klug hat gesagt…
Schade, dass ich nicht bei MTP30 dabei sein konnte. Der Artikel zeigt, was ich verpaßt habe.

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